Einhand-Törn Varianta 65

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Ingolf

Einhand-Törn Varianta 65

Ungelesener Beitrag von Ingolf »

Hallo Segelfreunde,
seit vielen Jahren unternehme ich Fahrtensegeltörns auf der Ostsee. Zunächst mit einer Jolle (Conger) und in den letzten Jahren mit unserer Varianta65, aber immer zu zweit, meistens für ca. 1 Woche. Diesen Sommer plane ich (falls ich es mir zutraue) eine ca.3-wöchige Ostsee-Fahrt alleine mit der Varianta, habe aber keinerlei Erfahrung im Einhandsegeln, mit Ausnahme auf unserem Heimatrevier, dem Dümmersee.

Daher suche ich Tipps zum Einhandsegeln. Insbesondere interessiert mich, wie man bei Manövern alleine klarkommt, z. B. beim Segelsetzen/-bergen, Reffen, Hafenmanövern. Wie kommt Ihr bei längeren Schlägen zurecht, bei denen über mehrere Stunden an der Pinne gesteuert werden muss? Wie kann die Navigation, also Peilen und Kartenarbeit gemeistert werden? Gibt es eine Möglichkeit, zumindest kurzfristig, die Varianta selbstständig auf Kurs zu halten (Selbststeuerungsanlage)? Was ist ausrüstungstechnisch zu beachten? Große Umbauarbeiten möchte ich eher nicht vornehmen. Das Schiff ist weitestgehend original ausgestattet, mit „seetauglichen“ Extras, wie Seereling, Echolot, Lichtern, Radio und einem kräftigen 8-PS Aussenborder. Ein Hand-GPS habe ich auch zur Verfügung.

Dem Forum habe ich entnommen, daß einige von euch einhand reichlich Erfahrung mit der Varianta haben. Bin dankbar für hilfreiche Tipps.
Beste Grüße, Ingolf
Stefan Langen

Einhandsegeln

Ungelesener Beitrag von Stefan Langen »

Hallo Ingolf,

schau' einmal in die Fahrtenecke, Rubrik " Fahrtenpreis 2005". Dort ist meine längste Ostseereise mit der VA in drei Teilen beschrieben.

Grüße

Stefan
Christian

Kroatien 2007

Ungelesener Beitrag von Christian »

war 2007 in Kroatien. Zwar nicht alleine, aber fast. Meine Frau segelt nicht, so habe ich das meiste alleine gemacht.

Navigation: Ich hatte ein pda mit der Fugawi Software. Damit war die Grobnavigation bestens möglich. Mit einem GPS wäre ich nicht zu Recht gekommen - bei Welle und 4er Wind kanst du dir nicht die Zeit nehmen, in der Kajüte GPS-Koordinate einzutragen

Segeln:
da geht viel vom Spaß am Segeln verloren - wenn man zu zweit noch das Boot ausreitet und mit der Großschot spielt, hat man alleine bereits gerefft. Man muss doch viel mehr auf Sicherheit setzen - schließlich ist man alleine am Bord. Wichtig ist eine gute Segelgarderobe - um rechtzeitig reffen zu können. Man darf sich keine Nachlässigkeit erlauben - wenn man an etwas denkt (reffen, Leinen aufräumen, Segel bergen usw.), tut man es am besten sofort. Wenn man es aufschiebt, geht immer was schief - habe z.B festgestellt, dass das Spifall loose war, war aber zu faul, aufs Bug zu gehen um es festzumachen. Als der Wind stärker geworden ist, und ich in dem engen Fahrwasser auf einem Am Wind Kurs gehen musste, wollte ich die Genua einrollen, da hat sich das blöde Seil um die Genua gewickelt und nichts ging mehr - es hat spass gemacht, den flatterrden Drachen in der Nähe dem immer näher kommenden Ufer alleine alles zu entwirren...
Wichtig ist auch, dass alle Leinen ins Cockpit geleitet sind, und das man Reffvorgänge beherscht. Und wenn der Wind zu stark wird, kann man die Motorunterstützung nutzen.

Hafenmanöver:
Meist problemlos zu bewältigen, da die Varianta sehr leicht ist. Am Anfang ist man nicht besonders sicher, das kommt aber. Aber die Vorbereitung ist sehr wichtig - Leinen, Fender, Bootshaken sollen bereit stehen - insbesondere wenn der Wind stärker ist.
Ingolf

Einhand

Ungelesener Beitrag von Ingolf »

Hallo und vielen Dank für eure Antworten und Tipps!

@Stefan Wirklich beeindruckend deine Reise! Offensichtlich war deine Varianta "einhand-tauglich" modifiziert, z. B. mit Traveller und Autopiloten ausgestattet. Wie schätzt du das Einhandsegeln im Gegensatz zu einer herkömmlich ausgestatteten Varianta ein? Ausserdem würde mich interessieren, welchen Typ von Autopillot du installiert hattest.

Beste Grüße

Ingolf
Michael
Beiträge: 43
Registriert: Mo 31. Jul 2006, 14:33

Einhand

Ungelesener Beitrag von Michael »

Hallo Ingolf,

auch ich bin begeisterter Segler und Mitbesitzer einer Varianta 65 „Blauer Klabauter“ innerhalb einer Eignergemeinschaft.
Das Schiff ist – wenn ich es Deinem Beitrag richtig entnehme – im Vergleich zu Deinem sehr ähnlich ausgestattet.
Im Sommer 2006 hatte ich die Möglichkeit, das Einhandsegeln für ca. 1 Woche auf der Schlei und kurz auf der angrenzenden Ostsee zu testen.

Eigentlich hat alles ganz gut geklappt, nur das Reffen, Bergen und Setzten des Großsegels war problematisch, da das Schiff keine ins Cockpit umgelenkten Fallen besitzt. Die Rollfock – die sicherlich auch Ihre Nachteile hat – war mir daher eine wirkliche Hilfe. Meistens habe ich die Manöver dann im Beiliegen durchgeführt, wobei man auf der Schlei an Engstellen bei etwas mehr Wind schon aufpassen musste, nicht zu stark in Ufernähe abgetrieben zu werden. In jedem Fall war es immer ein unheimliches „Rumgeturne“ auf dem Boot, und manchmal ein Wettlauf gegen die Zeit.

Für die Anlegemanöver habe ich mir immer alle Fender, Leinen, Bootshaken bereitgelegt, und mir vorher schon überlegt, wie das Manöver ablaufen soll. In den langen Boxen war es manchmal hilfreich, mit der Heckleine nicht am weit entfernten Poller, sondern an den zuwischen den Boxen gespannten Leinen mittels Stopperstek festzumachen. (Wie der geknotet wird, das hatte ich mir vorher sicherheitshalber noch mal im Lehrbuch durchgelesen). Tatsächlich bin ich ohne eine Schramme am Boot nach Hause gekommen.

Nur einmal, da hätte ich um ein Haar bei 5 Knoten auf der Logge vor Maasholm eine Fahrwassertonne gerammt! Ich hatte nur Augen für die vielen schönen, an diesem sonnigen Tag auslaufenden Schiffe, und die Fock stand leider meiner Sicht im Wege. Das war schon ein Schreck, als die Tonne plötzlich 1 cm neben der Bordwand an Steuerbord auftauchte! (Meinem Freund und Miteigner habe ich natürlich nichts davon erzählt, und er soll es auch nie erfahren…)

Auf der Ostsee und auf der Schlei bei stärkerem Wind habe ich immer eine Rettungsweste getragen. Bei Arbeiten auf dem Vorschiff war immer die Sicherheitsleine eingepikt – wer sollte einen denn da auch herausfischen, wenn man mal überbord geht?
Man kann natürlich auch a la Wilfried Erdmann eine 20 m lange Leine hinter sich herschleppen. Diese sollte man im Falle des Überbord Gehens dann noch erreichen – insbesondere dann, wenn am Ende dieser Leine eine 0,5 l Dose Holsten Pilsener festgeknotet ist. Das sollte die Motivation, die Leine schwimmend zu erreichen, noch weiter steigern und dient nur der eigenen Sicherheit.

Um das Boot kurzfristig bei schwächerem Wind bei Arbeiten auf dem Vorschiff oder in der Kajüte auf Kurs zu halten, habe ich mir eine Art „Selbststeueranlage für Arme“ gebaut: Ein Gummistropp, beidseitig am Heckkorb befestigt und 2x um die Pinne gewickelt, hält das Boot ausreichend auf Kurs und erlaubt noch ein leichtes Bewegen der Pinne, so dass der Kurs ganz gut gehalten wird.

Tja, wie auch immer Du Dich entscheidest, das sind meine, (wenn auch begrenzten) Erfahrungen. Viel Glück und immer ne Handbreit Wasser unterm Kiel!

Michael.
Ingolf

Einhand

Ungelesener Beitrag von Ingolf »

@Michael
Hallo Michael,
danke für die wertvollen Tipps und den tollen Bericht! Mit dem könntest du glatt den Fahrtenwettbewerb der Klassenvereinigung gewinnen!

Hoffe für dich, daß dein Miteigner niemals die Geschichte von der fast gerammten Tonnen erfährt. Dann könnte es dir schlecht ergehen!

Mein Segelrevier ist übrigens der Dümmersee. Falls du mal in der Nähe sein solltest, habe als festen Ausrüstungsgegenstand ständig `ne Kiste Bier an Bord. Dann kannst du mir das mit der Sicherheitsleine noch mal genau zeigen.

Seglerischer Gruß

Ingolf
Niels

Einhandtörn

Ungelesener Beitrag von Niels »

Moin moin,

letzten Winter habe ich unser Boot auf Einhand umgerüstet, d.h. Rollfock sowie Fallen, Reffleinen, Niederholer und Dirk nach hinten gelegt.

Beim Segeln trage ich Rettungsweste und bin eingepickt.

Segelmanöver waren alle gut zu machen.

Im Hafen mit Windabdeckung kann man das Groß wohl noch von vorne setzen, aber auf dem Wasser Reffen stelle ich mir schwierig vor, wenn zwischen Mast und Baumnock hin und her turnen muss, um Großfall zu fieren, Reff hinten einbinden und dann vorne wieder Reffkausch einhaken und GRoßfall durchsetzen.

Die Umbauten für die Umlenkung hielten sich in Grenzen: In die Maststütze habe ich je links und rechts eine Mastplatte mit Öse angeschraubt, wie die Blöcke zum Umlenken in den Mast eingeschäkelt sind. Großfall, Niederholer und die Reffs laufen dann über Umlenkrollen vorne links und rechts neben dem SChiebeluk und werden mit Klemmen hinten links und rechts neben dem Schiebeluk belegt. Spifall und Dirk gehen vom Mast direkt auf Klemmen auf den SChienen am Schiebeluk. Die Umlenkrollen und Klemmen neben dem Schiebeluk sitzen auf 15 mm Spreeholzplatten, die durch das Kajütdeck festgeschraubt sind. Die schrauben habe ich gut mit Sikaflex eingematscht. Bisher ist alles dicht.

Bei Interesse kann ich mal Fotos schicken.

Viele Grüße

Niels
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