Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Sebastian
Beiträge: 6
Registriert: Di 9. Mai 2017, 10:09

Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von Sebastian »

Hallo Zusammen,

ich habe hier als "Gartenfund" meiner Schwiegereltern eine alte Varianta K3, die ich angefangen habe zu restaurieren.

Dabei ist mir aufgefallen, dass hier Risse im Boden sind. Habt ihr eine Idee, wie ich die am besten wieder Instand setzen kann?

Habt ihr zudem eine Empfehlung für ein günstiges Holz, aus dem man die Schubfächer außen an der Seite neu machen kann?

Vielen Dank schonmal für eure Antwort!
RobertObrist
Beiträge: 20
Registriert: So 9. Aug 2015, 11:08
Bootstypen: Varianta 65 "Diogenes"
Heimatrevier: Nördliche Italienische Adria

Re: Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von RobertObrist »

Zu 2: Im Bootsbau verwendet man i.d.R. Pappelsperrholz. Gut lackiert ist das Schott dann auch Witterungsbeständig.

Zu 1: Ist nur die Oberschicht defekt oder gibt der Boden nach? Ist das der Fall, sehe ich auf die Schnelle 2 Varianten: Variante 1 (die Notlösung) Boden zumindes mit Verstrebungen von untenher zu stabilisieren oder Variante 2 (die Radikale aber richtige Lösung): alten Boden rausschneiden (so viel wie notwendig), vergammeltes Material durch neues ersetzen und alles wieder reinlaminieren.

Falls jemand eine andere Lösug kennt lerne ich gerne mehr.

Viel Erfolg bei deinem Projekt und derweilen

schöne Grüße aus Tirol
Robert
kosarsegler
Beiträge: 367
Registriert: Fr 30. Nov 2012, 19:22
Bootstypen: Varianta 65 - Blaue Ente - 1366
OK Jolle - Das bockige Ponny
Heimatrevier: Baldeneysee
Verein: Segelgemeinschaft Baldneysee e.V. (SGB)
Wohnort: Köln

Re: Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von kosarsegler »

Hallo Zusammen,
nach den Bilder würde ich mal unterstellen, dass die obere Lage GfK sicher, der Sperrholzkern sehr wahrscheinlich hin ist.
Als schnelle (Übergangs-)Lösung könnte man nach möglichst langem Trocknen den Riss notdürftig wasserdicht verschließen. Hier bietet es sich an den Bereich muldenartig anzuschleifen und mit ein paar Lagen Glasfasergewebe und Harz zu verschließen.
Für die Steifigkeit kann man eine Platte oder ein Gräling auflegen.
Für die wahrscheinlich notwendige Sanierung des Kerns wird die obere Schicht GfK entfernt werden müssen. Wahrscheinlich kannst Du die untere Lage erhalten, was die Arbeit wesentlich einfacher macht. Ich weiß nicht, ob die K3 wie die 65er seitlich je eine Ablaufrinne zu den Lenzöffnungen hat. Wenn ja würde ich versuchen, sie zu erhalten und nur so weit wie nötig die obere Lage zu entfernen. Sperrholz raus; neue Mittellage (wieder Sperrholz oder Schaumplatte) rein und obere Lage neu laminieren.
Wichtig erscheint mir den Kern gut mit Ober' und Unterlage zu verkleben; einen guten Anschluss an den Rändern zu erreichen und den Boden eher nach oben denn nach unten gewölbt zu erstellen. die Oberfläche würde ich hinter der Stabilität zurückstehen lassen und eher mit Spachtel nachträglich zu glätten und nach einer abschließenden Lage Harz als Nässeschutz das Ganze mit einem Rutschschutz versehen. Ich habe bei einem anderen Boot gute Erfahrungen mit „Interdeck“ von International gemacht. Das ist ein spezieller Lack mit schon eingerührtem Granulat. Das Ergebnis wirkt wie Lack mit Quarzsand, nur nicht so scharfkantig.
Soweit im Groben meine Ideen.
Gruß Walter
Grisu
Beiträge: 1091
Registriert: So 24. Feb 2008, 11:33
Bootstypen: VA65 1783
Heimatrevier: westliche Ostsee
Wohnort: Obertshausen

Re: Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von Grisu »

Auch Hallo,
ich hatte gerade die Idee, den Laminatsplan zu Rate zu ziehen. Dieser ist Bestandteil der Klassenvorschrift und leicht einzusehen. Grundvoraussetzung ist, dass dieser sich zwischen den VA-Typen nicht unterscheidet.
Dann ist der Plichtboden folgendermaßen aufgebaut:
1. Gelcoat und Pyramidenstruktur
2. Matte 225g
3. Matte 450g
4. Bootsbausperrholz
5. Matte 450g
6. Matte 450g
7. Rovinggewebe 520g
8. (Topcoat im Inneren)

Gerissen sind sicher 1., 2. und 3.
4. ist wahrscheinlich durchgebrochen und durch Näse rott. Müsste man prüfen.
Ob 5. - 7. noch i.O. sind, könnte ausschlaggebend sein, da diese eine Basis für den Aufbau eines neuen Sandwichlaminates bieten könnten. Ob man bei der K3 überhaupt von unten zum Gegenhalten etc. herankommt, entzieht sich meiner Kenntnis.

Insgesamt habe ich aber den diffusen Eindruck, dass der Fragesteller eher wenige Erfahrung mit GfK Arbeiten mitbringt. Da bleibt am Ende doch nur der Weg zu einem Bootsbauer. Denn ein versierter Amateur, der bereit ist, den nicht unbeträchtlichen Aufwand mitzumachen, wird schwer zu finden sein.

Beste Grüße
Gert
kosarsegler
Beiträge: 367
Registriert: Fr 30. Nov 2012, 19:22
Bootstypen: Varianta 65 - Blaue Ente - 1366
OK Jolle - Das bockige Ponny
Heimatrevier: Baldeneysee
Verein: Segelgemeinschaft Baldneysee e.V. (SGB)
Wohnort: Köln

Re: Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von kosarsegler »

Hallo Zusammen,
Gerds Idee mit dem Laminatsplan ist gut. Zur Ergänzung zwei Anmerkungen:
- Die Aufzählung geht von oben nach unten;
- Zu finden auf der Startseite der Klassenvereinigung unter Downloads (obere Auswahlzeile), VA Klassenvorschrift, Anlage 9 (Seite 21)

Ich würde wahrscheinlich selbst eine mürbe untere Schicht als Arbeitsgrund drin lassen. Den Boden komplett raustrennen und dann "freischwebend" einen neuen zu lamienieren stelle ich mir sehr schwierig vor.
Er hängt ja auch an den Seiten: bildlich wie beim Kochen eine Schüssel in Topf, wenn man etwas in Wasserbad schmelzen will. Also müsste man auch wieder einen Übergang an allen vier Seiten laminieren der alles trägt. Am liebsten alles komplett in einem Rutsch: das untere Laminat seitlich hochgezogen zum Anschluß an die Seiten, Mittellage (Sperrholz) eingeklebt, obere Lage aufbauen und alles gleichzeitig angedrückt, blasenfrei entlüftet und glatt und gerade kriegen. Da braucht man schon einen sehr guten Fachbetrieb.

Aufgefallen ist mir, das der Schaden anscheinend im Bereich des Fußblocks ist. Das scheint mir auch nahe liegend, da hier große Kräfte mit einem Bügel am Boden ziehen. Da müsste man also auch mal schauen, wie der Bügel verankert ist bzw. wird.
Kommt man bei einer K 3 irgendwie von unten an diesen Bereich?
Dann könnte man einfach durchbohren und mit durchgehenden Gewindeschrauben alles (Bügel, Boden, Verstärkungsbrett) zusammen ziehen.
Dann sollte man zum Schutz des Kerns vor eindringendem Wasser in diesem Bereich das Sperrholz aussparen und dieses "Loch" z.B. mit angedicktem Harz füllen.

Die Frage was der Fragende kann und will ist tatsächlich entscheidend.
Ich behaupte mal, alles best möglichst zu machen, am besten noch im Fachbetrieb, wird sich nicht rechnen. Entweder liebt man das Basteln oder das Boot, oder man macht Zugeständnisse.

Gruß Walter
Grisu
Beiträge: 1091
Registriert: So 24. Feb 2008, 11:33
Bootstypen: VA65 1783
Heimatrevier: westliche Ostsee
Wohnort: Obertshausen

Re: Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von Grisu »

Hallo Walter,

dass es sich finanziell nicht lohnt war letztlich auch mein Hintergedanke, als ich auf einen Fachbetrieb verwies.
Es wäre aber sehr schade, wenn wir Sebastian den Mut nehmen, und eine weitere Vari dem Schrottplatz preisgeben müssten ;)
Ich habe jetzt überlegt, vielleicht kann er das Malheur nach gründlichem Durchtrocknen (den Sommer über schön in der prallen Sonne, Boot gut einwachsen als UV-Schutz - sollte man sowieso immer) einfach mit Epoxydharz ausgiessen?
Für das Großschotpütting als Gegenplatte ein U-Profil wie das hier
http://www.ebay.de/itm/U-Profile-Edelst ... smeNXOuFpg
Größe 30/60/30, Stärke 3mm Quer untergebaut so lang wie möglich.
Evtl. kann man sogar noch zwischen Rumpfboden und U-Profil eine Stütze einbauen.
Ich denke, sowas kriegt man mit etwas handwerklichem Geschick auch als Anfänger hin.

Gruß
Gert
Sebastian
Beiträge: 6
Registriert: Di 9. Mai 2017, 10:09

Re: Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von Sebastian »

Hallo Zusammen!

Erstmal vielen lieben Dank für die umfangreichen Antworten!

Ich habe die letzten Wochen erstmal alles mit dem Hochdruckreiniger gereinigt, die Räder an Slipwagen und Trailer gewechselt, die Ruderpinne aufgearbeitet und den Rumpf abgeschliffen. Inzwischen sieht alles gar nicht mehr so schlimm aus.

Ich denke ich werde mich für die einfache Variante entscheiden, also trocknen lassen, mit Harz verkleben und dann einfach etwas abdeckend drüberkleben. Die Großschootbefestigung sitzt zum Glück noch sehr fest!
Alles andere rentiert sich finanziell nicht. Auch so sind die Kosten für die Renovierung ja schon in einem Bereich, in dem man auch eine seetaugliche gebrauchte Varianta kaufen könnte, allerdings fänd ich es auch schade, wenn man das Boot auf den Schrott bringen würde und das Basteln macht auch Spaß.

Für die Bugskistenfächer habe ich jetzt wasserfestes Lauan Sperrholz genommen und säge mir die Fächer neu zurecht.

Parallel habe ich auch den zugehörigen alten Johnson Evinrude 5.5 HP Außenborder von 1969 ans Laufen gebracht :)

Hat noch jemand eine Idee was man als günstige Alternative für die alten Polster vom Deck + Kajüte nehmen kann? Die sind auch alle durchgegammelt...

VIELEN DANK an alle!!
Gunni
Beiträge: 41
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 17:05
Bootstypen: Varianta 65
Heimatrevier: Aachen, Rursee

Re: Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von Gunni »

Hi, ich habe gerade meine im April erstandene Varianta einem kompletten Refit unterzogen und habe einiges übrig. Vielleicht kannst du oder jemand anderes was gebrauchen bevor ich es bei ebay einstelle:
kompletter Polster-Satz (Bezüge mal reinigen lassen wäre sinnvoll. Meine Frau hatte sich um neue gekümmert).
Ein original Spirituskocher (könnte zum funktiionieren gebracht werden)
Original Waschbecken (habe keines mehr eingebaut)
Einbauschale für das Marineradio
alte Armaturen, Seafahrer mit Echogeber ...

Ich werde heute Abend mal Fotos hochladen.
Grüße, Gunni
Sebastian
Beiträge: 6
Registriert: Di 9. Mai 2017, 10:09

Re: Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von Sebastian »

Hallo Günni, hattest du noch die Fotos?

Also so langsam tut sich was an der Varianta. Gelcoat ist halbwegs abgeschliffen, Antifouling ist fast runter und wir haben uns doch entschieden das poröse Deck aufzusägen.

Auch das Holz ist überarbeitet.

Darunter lag ein vollkommen vergammelter Holzkern, auch die GFK Platte darunter war schon durchgebrochen bis auf den Schwimmkörper.

Wir werden jetzt versuchen das Deck wieder aufzulaminieren und alles ab Holzkern völlig neu zu machen. Kann da jemand Materialien empfehlen

(Welches Harz, welche Platten, welches Holz?).

Das Loch in der unteren GFK Platte würden wir überlaminieren und ggf. mit einer weiteren Glasfaser verstärken.
Sebastian
Beiträge: 6
Registriert: Di 9. Mai 2017, 10:09

Re: Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von Sebastian »

Bild
Grisu
Beiträge: 1091
Registriert: So 24. Feb 2008, 11:33
Bootstypen: VA65 1783
Heimatrevier: westliche Ostsee
Wohnort: Obertshausen

Re: Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von Grisu »

Was für ein Frust!
Hätte man den Riss mit einer billigen Plastiktüte abgedeckt, anstatt ihn monate- oder jahrelang dem Regen auszusetzen, wäre der Schaden vielleicht nur ein Bruchteil. Dass das manche einfach nicht verstehen :roll:
Sebastian
Beiträge: 6
Registriert: Di 9. Mai 2017, 10:09

Re: Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von Sebastian »

Nützt ja jetzt auch nichts :)

Ich glaube das ist alles machbar..
Grisu
Beiträge: 1091
Registriert: So 24. Feb 2008, 11:33
Bootstypen: VA65 1783
Heimatrevier: westliche Ostsee
Wohnort: Obertshausen

Re: Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von Grisu »

Hallo Sebastian,

klar nützt das Dir nichts mehr, aber andere Leser könnten vielleicht daraus lernen. Bei Schäden am Gelcoat oder Rissen immer erstmal (nach dem Trocknen) Klebeband drüber, dann vergrößert sich der Schaden wenigstens nicht noch.

Welches Holz in Frage kommt entzieht sich meiner Kenntnis, es gibt spezielles Bootsbausperrholz, einfach Googeln.
Ich würde dann Platten in 1/2 Stärke kaufen (wahrscheinlich 5mm), das rotte Material bis in die Ecken auskratzen und dann geteilte Platten seitlich einschieben. Vorher natürlich das freigelegte Laminat reparieren, z.B. mit 1 oder 2 Lagen Glasfaser, je nachdem, wieviel Platz Du in der Höhe hast. Am besten auch mit Epoxy Laminieren und das Holz dann nass in nass einlegen. Es gibt langsam reagierendes Epoxy, unbedingt Verarbeitungstemperatur beachten.
plichtboden.jpg
plichtboden.jpg (5.67 KiB) 8582 mal betrachtet
Nun eine 2. Lage Holz gegensinnig darüber, wieder mit Epoxydharz verkleben. Nicht die obere freie Oberfläche mit Epoxy tränken, dann hält das Polyesterlaminat besser, dass noch darüber muss. Die Ecken an den Seiten hochziehen wie von Walter vorgeschlagen wäre am Stabilsten.

Gruß
Gert
Gunni
Beiträge: 41
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 17:05
Bootstypen: Varianta 65
Heimatrevier: Aachen, Rursee

Re: Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von Gunni »

Hallo Sebastian,
ja die Polster sind noch zu haben.
Hier ein paar Fotos.
Der Zustand ist noch ganz gut. Keine Löcher oder Risse. Die Bezüge solltest du aber mal anziehen und reinigen lassen. 40 Jahre hinterlassen schon so manche Geruchsspuren.
Habe die Polster auch bei ebay Kleinanzeigen.
VB ist mit 199,- angesetzt.
Abholung (Aachen) wäre sinnvoll da sonst mit Spedition zu verschicken.

Grüße, Gunni
Dateianhänge
Polster_1.jpg
Polster_1.jpg (253.52 KiB) 8488 mal betrachtet
Polster_2.jpg
Polster_2.jpg (244.49 KiB) 8488 mal betrachtet
Polster_3.jpg
Polster_3.jpg (101.7 KiB) 8488 mal betrachtet
Polster_4.jpg
Polster_4.jpg (119.76 KiB) 8488 mal betrachtet
Gunni
Beiträge: 41
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 17:05
Bootstypen: Varianta 65
Heimatrevier: Aachen, Rursee

Re: Varianta Projekt/ Risse im Cockpitboden

Ungelesener Beitrag von Gunni »

Hi, die Polster sind inzwischen verkauft.
Gruß, Gunni
Antworten