Unfall beim Mastlegen

Barbossa
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Unfall beim Mastlegen

Ungelesener Beitrag von Barbossa »

Hallo liebe Variantaner!

Wir haben gestern leider eine äußerst unangenehme Situation beim Mastlegen erlebt. Bisher haben wir den Mast immer mit einem Spibaum als Toten Mann und mit der Großschottalje zu dritt gelegt. Einer hat die Großschot am Bug vom Steg aus geführt, ein Zweiter das Rollreffstag geführt, da es sonst unschön über das Deck schleifen würde und ich habe den Mast auf dem Kajütdach stehend angenommen und mit nach unten geführt, um ihn gegen seitliches Ausbrechen zu sichern. Dabei war der Schritt vom Dach runter auf die Sitzbank schon immer etwas wackelig, weil der Mast dabei anfängt, zur Seite zu schwenken, konnte das aber immer ganz gut auffangen. Gestern ist nun folgendes passiert: beim Auffieren der Großschot hat sich unbemerkt ein Knoten in die Großschot gelegt, so daß das Absenken des Mastes abrupt gestoppt wurde. Hierbei scherte der Mast schlagartig mit unglaublicher Wucht nach Backbord aus, so daß ich auf die Cockpitbank und meine arme Frau, die das Rollreffstag führte, sogar vom Boot auf den Steg geschleudert wurden. Wir sind Gott sei Dank mit ein paar blauen Flecken und Prellungen davon gekommen und am Boot scheint auch noch alles heil zu sein.

Manchmal liest man hier im Forum, wie leicht und locker das Legen und Stellen des Mastes ist. Das Erlebnis gestern hat mir aber doch sehr eindrucksvoll gezeigt, welche unglaublichen Kräfte beim Mastlegen und -stellen auftreten können und das es hierbei doch schnell mal richtig gefährlich werden kann. Also Vorsicht.

Ich werde den Mast jedenfalls ohne seitliche Hilfswanten zur Absicherung gegen das Ausscheren nicht mehr bewegen, weiß nur noch nicht richtig, wie ich das realisieren kann, um den Drehpunkt der Hilfswanten auf die Höhe des Mastdrehpunktes zu bekommen. Hat hier jemand dazu schon praktische Erfahrung oder eine schlaue Idee? Bitte um Anregungen!

Vielen Dank schon mal an die Variantagemeinde und denkt dran: nach der Saison ist vor der Saison!

Udo Balzer
tobi
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Re: Unfall beim Mastlegen

Ungelesener Beitrag von tobi »

Hallo Udo,

ich hoffe ihr habt den Schrecken gut verkraftet und nichts schlimmes davon getragen, vor allem deine Frau.
Ich stelle und lege den Mast immer mit angeschlagenen Wanten, so ist er einigermaßen nach den Seiten abgestützt.
Auf irgendwelche Taillen verlasse ich mich nicht.
Ich stehe meist am Mast und einer fiert, bzw zieht das mittles Tau verlängerte Vorstag. So helfe ich mir über den Punkt hinweg, an dem der Mast von mir nicht erreicht werden kann. Solange alles mit roher Kraft geschieht hab ich das am besten unter Kontrolle. Mit meinen 184cm und (relativ) jungen Alters klappt das gut.
Wenn ich Hilfe in anspruch nehmen würde, nur mit einer richtigen Speziellen Mastlegevorrichtung. Irgendetwas "zusammenzuschustern" wäre mir zu gefährlich.

Viele Güße

Tobias
Barbossa
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Re: Unfall beim Mastlegen

Ungelesener Beitrag von Barbossa »

Hallo Tobias!

Vielen Dank für deine nette Antwort!
Wie gesagt, bis auf ein paar Hämatome und leichtere Prellungen ist alles nochmal glimpflich abgelaufen, hätte aber auch leicht anders ausgehen können.

Mast stellen oder legen ohne Hilfsmittel, so wie du es machst, kommt für mich nicht in Frage, da ich weder mit deiner Körpergröße noch mit deinem wohl eher jüngeren Alter mithalten kann. So werde ich wohl an dem bisherigen System mit Großschottalje und Spinnackerbaum festhalten, weil hiermit der Mast wirklich ohne großen Kraftaufwand bewegt werden kann. Daß ich in Zukunft höllisch auf eine frei laufende Großschot achten werde, ist klar. Eine komplette Mastlegeinrichtung aus dem Fachhandel für viele, viele hundert Euro gibt das Budget leider nicht her.

In einer der letzten Ausgaben von "Segeln" gab es mal einen Lesertip, den Mast relativ einfach mit Hilfswanten an einer Seitwärtsbewegung zu hindern. Hierbei wird eine Leine rechts und links an den Püttingen der Wanten angeschlagen und am Mast mit einem Mastrutscher, der in der Mastnut läuft, verbunden. Der Mastrutscher wird dann an das Großfall angeschäkelt, so daß beim Stellen/Legen des Mastes durch entsprechendes fieren/ziehen des Großfalls die Hilfswanten stets auf Spannung gehalten werden können, womit der Mast dann nicht mehr zur Seite weg kann.

Da ich bisher nur Mastrutscher aus Kunststoff gefunden hatte, wollte ich diese Idee nicht umsetzen (Stabilität?). Heute habe ich aber genau dieses System in Profiausführung mit einem stabilen Mastrutscher aus Metall bei der Firma Haase gefunden (ca 100,- Euro komplett mit Rutscher, Dyneemaleine und Schäkel). Gibt es hier im Forum jemand, der das System kennt und mir seine Erfahrungen damit weitergeben könnte? Würde mich sehr freuen

Freundliche Seglergrüße

Udo
Claudia
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Re: Unfall beim Mastlegen

Ungelesener Beitrag von Claudia »

Ich habe noch irgendwo den Rutscher von Haase mit den Hilfswanten liegen, glaube ich. Bei Interesse wäre ich bereit mal auf die Suche zu gehen und die zu verkaufen.

Hat doch was alleine stellen und legen zu können... Ich möchte es nicht missen. Bei Fragen gebe ich Klassenmitgliedern gerne Auskunft und Maße weiter...
Barbossa
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Re: Unfall beim Mastlegen

Ungelesener Beitrag von Barbossa »

Hallo Claudia!

Ja, an dem Mastrutschersystem hätte ich schon großes Interesse!!! Würde mich freuen, wenn du sie findest und dich nochmal melden würdest (gerne auch per Email an DULC.Balzer@web.de). Die Abmessungen müssten zu einer Varianta 65 passen.

Hattest du es selbst im Einsatz? Wie sind deine Erfahrungen damit? Wenn ich dich richtig verstanden habe, geht damit das Mast stellen/legen alleine?

Freundliche Grüße aus Bergisch Gladbach

Udo
herumtreiber
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Re: Unfall beim Mastlegen

Ungelesener Beitrag von herumtreiber »

... hat geschrieben:Ich habe noch irgendwo den Rutscher von Haase mit den Hilfswanten liegen, glaube ich. Bei Interesse wäre ich bereit mal auf die Suche zu gehen und die zu verkaufen.

Hat doch was alleine stellen und legen zu können... Ich möchte es nicht missen. Bei Fragen gebe ich Klassenmitgliedern gerne Auskunft und Maße weiter...
Hallo,
ich möchte mich nach Udo in die Interessentenliste einreihen. Wäre aber schon mit den Maßen oder einem detaillierten Bild der Führungswantenschlitten glücklich.
Vorab Danke fürs Suchen :D
Matthias
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Re: Unfall beim Mastlegen

Ungelesener Beitrag von Matthias »

Moin Moin ! :D
An diesem System in Form einer Zeichnung währe ich auch interessiert.

Das Problem aber beim legen oder stellen des Mastes ist die "Ballance"
Ich bekomme das seid langem mit einer am Bootshaken befestigten "Gabel" in den Griff, mit der ich den Mast im ""Toten Punkt"" schon vom Cockpit aus annehmen oder hochdrücken kann ohne nochmal auf dem Boot herumturnen zu müssen wenn der Mast gerad keine seitliche Führung hat.

Klappt sehr gut und Sicher, wenn einer vom Steg aus am verlängertem Vorstag oder Fockfall fiert oder zieht.

Gruß Matthias :mrgreen:
Als Columbus sah, das der Hafen voll war-
schiffte er daneben!
Barbossa
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Re: Unfall beim Mastlegen

Ungelesener Beitrag von Barbossa »

Hallo Matthias!

Deine Methode, den Mast im Cockpit anzunehmen, ist sicher schon besser, als mit dem Mast in den Händen vom Kajütdach ins Cockpit runter zu turnen. Aber glaub mir, wenn der Mast, zB wie bei uns, wegen einem dummen Fehler mal in Seitwärtsbewegung kommt, dann hälst du den nicht mehr. Ich stand schon im Cockpit und hatte den Mast auf der Schulter und trotzdem hat es mich einfach umgehauen. Mein Respekt vor den Kräften, die da auftreten können, ist seitdem exponentiell in die Höhe geschnellt und ohne Absicherung gegen seitliches Ausbrechen werd ich das nicht mehr machen. :o :o :o

Ein paar Detailbilder von dem System mit Hilfswanten gibt es hier: http://www.haase-edelstahl.de/Mastlegev ... -2000.html
Laut Auskunft der Firma sei das System auch schon "vielfach bewährt" auf der Varianta eingesetzt worden.

Ich find es irgendwie genial, weil es so einfach und zudem noch bezahlbar ist und laut Lesertipp in "Segeln" sogar bei Fahrt und Schwell funktioniert. Wenn Claudia ihres nicht mehr findet werd ich das dann wohl bei Haase bestellen und gerne im Frühjahr nach dem Maststellen davon berichten.

Nur damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich bin mit der Firma Haase weder verwandt noch verschwägert oder sonstwie verbandelt. Es ist halt die einzige Firma, wo ich dieses Produkt gefunden habe.

Mit freundlichen Grüßen

Udo

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Ein Boot liegt am sichersten im Hafen, aber dafür wurde es nicht gebaut
Ruby
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Re: Unfall beim Mastlegen

Ungelesener Beitrag von Ruby »

Hallo Gemeinde,
Ich habe seit 3 Jahren eine eigene Mastlegevorrichtung in betrieb.
Sie ist wie folgt gebaut und hat sich sehr bewährt.

Am Mastfuß sind rechts und links je ein Blech angeschraubt (werden von mir auch nicht abgebaut)
diese Bleche stehen nach vorn über den Mastfuß hinaus und haben eine 10mm Bohrung.
Der "Tote Mann" hat an einem Ende eine Edelstahlhülse (90° zur Längsrichtung) die genauso lang ist wie der Abstand zwischen den beiden Blechen am Mastfuß. Der "Tote Mann" wird so mittels eines Bolzens an den Blechen befestigt. Am anderen Ende des "Toten Mannes" der bis zum Vorstag reicht befestige ich zum einen das Vorstag und einen Flaschenzug dessen Ende bis ins Cockpit führt.
Die Wanden werden von mir nur leicht gelöst. So kann ich ohne fremde Hilfe den Mast legen oder stellen.

Grüße aus dem Norden
Detlef Müns
Ich bin leider kein großer Zeichner aber ich habe versucht zu Skizzieren.
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christophk
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Re: Unfall beim Mastlegen

Ungelesener Beitrag von christophk »

Der Thread ist schon ein bisschen älter: Was habe ich mir denn unter "Toter Mann" vorzustellen?
Ich habe schon die Forums-Suche bemüht, aber keine Erklärung gefunden.

Grüße
Christoph
kosarsegler
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Re: Unfall beim Mastlegen

Ungelesener Beitrag von kosarsegler »

Hallo Christoph,
als "Toten Mann" kann man ganz grob eine einzelne Spieren (Rohr, Latte, Kantholz)bezeichnen, die am einen Ende am Mast befestigt wird und am anderen Ende wird das untere Ende des Vorstags oder Fockfalls und eine Talje (Flaschenzug) angeschlagen.
Das Ergebnis ist dann:
- Mast senkrecht / Toter Mann wagerecht nach vorne;
- Talje fieren (nachgeben)
- Mast waagerecht nach hinten / Toter Mann senkrecht nach oben.

Die alternative Mastlegevorrichtung ist eine Jütgabel:
Zwei Stangen, die links bzw. rechts am Boot drehbar befestigt sind.

Die Wirkweise ist bei beiden Systemen gleich: Es wird, gerade wenn der Mast schon weit geneigt ist, der Zug der Talje nach oben und dann erst vom Vorstag Richtung Mastspitze übertragen.
Ohne ist es ja so, daß das Gewicht des Mastes beim Legen immer stärker als Hebel wirkt ("er wird immer schwerer"), die Talje aber im gleichen Maße immer unvorteilhafter paralell zum Mast verläuft.
Unter viewtopic.php?f=22&t=2326&p=8388&hilit= ... tung#p8388 sind einige gute Zeichnungen dazu zu finden.
Da wird auch auf "das" Problem dabei eingegangen:
Der Drehpunkt des Masts (Mastbolzen) sitzt deutlich höher als die Anschlagpunkte der Wanten.
Ohne andere Maßnahmen werden die Wanten beim Kippen des Mastes lose. Dann kann er nach links und rechts schwingen und Schaden anrichten.
Daher sind bei profesionellen Legevorrichtungen die Drehpunkte der (Hilfs-)Wanten auf der zeichnerischen Achse des Drehpunkts. Das sind z.B. die Rohrbügen, auf denen oben die Wanten ansetzen. Alternativ gibt es verschiedenste Maßnahmen, das seitliche Schwingen des Masts zu begrenzen. In dem Beitrag bei der Hölzernen Legevorrichtung ist eine Idee ganz gut zu erkennen (die Dachlatten).
Unter dem Suchbegriff "Mastlegevorrichtungen" findet man auch hier im Forum einiges zu dem Thema.
Gruß Walter
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christophk
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Re: Unfall beim Mastlegen

Ungelesener Beitrag von christophk »

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, Walter.
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