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Mastbiegung

Verfasst: Mo 26. Apr 2010, 08:07
von Navigator
Hallo,
habe gestern den Mast gestellt und beim Ausrichten festgestellt, dass ich im oberen Drittel eine leichte Mastbiegung nach hinten habe. Ist das normal ?
Ich habe in Erinnerung, dass der bisher immer schnurgerade stand. Muss ich mir Sorgen machen ?
Bild habe ich leider nicht, mache ich die Tage mal.

Re: Mastbiegung

Verfasst: Do 29. Apr 2010, 12:53
von Eckhard Lipinski
Die Mastbiegung wird durch das Anziehen der Oberwanten erzeugt. Je mehr Druck Du über die Wantenspanner ausübst, desto mehr biegt sich der Mast.

Die optimale Mastbiegung ist abhängig vom Schnitt des Großsegels.

Sie beträgt z B. bei einem Regattasegel der Firma Clown ( Jahrgang 2008 ) 5 cm gemessen auf Höhe der Salinge.

Diese 5 Zentimeter erhäst Du nur, wenn Du ordentlich Druck über die Wantenspanner erzeugst.
Messen kannst Du die Mastbiegung mit dem Großfall, das Du an den Baumlümmelbeschlag befestigst. Die ersten 20 cm eines Zoolstockes auf 90 Grad runterklappen und dann den Zollstock auf höhe der Salinge hochhalten, um den Abstand vom Mast bis zum Fall abzulesen.
Ein weiterer Enflußfaktor für die Mastbiegung ist die Pfeilung der Salinge (Salingwinkel). Je kleiner der Winkel ist, umso größer ist der Einfluß auf die Mastkurve.

Wenn wir schon beim Trimmen sind, dann schau mal von unten nach oben Dir die Mastnut an.

Diese sollte bis zum Masttop gerade verlaufen.

Als so dicht wie möglich mit deinem Gesicht unten an den Mast und dann noch oben schauen.

Eine seitliche Kurve beeinflußt den Vortrieb Deines Segels negativ. Falls vorhanden, kannst Du dieses über die Unterwanten korrigieren.

Wenn Du keine Regatten fährst, würde ich Dir raten, mit dem Druck über die Wantenspanner vorsichtig umzugehen. Bei Regattabooten sind die Befestigungen der Pütings in der Regel verstäkt.

Bei einem reinen Fahrtenschiff kommt es meiner Meinung nicht darauf an, ob Du Dein Ziel ein paar Minuten früher erreichst.
Ein zu hoher Zug auf die Püttings kann zu Materialschäden führen.

Viel Spaß beim Trimm

wünscht Dir

Eckhard Lipinski

Re: Mastbiegung

Verfasst: Do 29. Apr 2010, 21:38
von Navigator
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
War heute am Boot. Die Mastnut steht relativ gerade und die Mastbiegung ist weniger als 5 cm. Die Spannung der Wanten hat seit dem Maststellen am Sonntag auch schon wieder nachgelassen. Bei 3 Bft sind sie in Lee schon ziemlich schlabberig - muss ich nachspannen. Wo sollte denn mehr Druck drauf, Ober- oder Unterwanten oder beide gleich ?

Re: Mastbiegung

Verfasst: Fr 30. Apr 2010, 00:01
von Eckhard Lipinski
Wenn die Wanten in Lee durchhängen, dann ist das ein Zeichen, daß die Wanten zu lose eingestellt sind. Dosiert nachspannen und wieder auf dem Wasser testen. Diesen Vorgang so lange wiederholen, bis die Wanten selbst bei stärkerem Wind in Lee fest bleiben.

Die meisten Varianta-Segler fahren die Unterwanten etwas lockerer als die Oberwanten.

Warum Deine Wantenspanung nachgelassen hat, ist mir ein Rätzel !

Es kann damit zusammehängen, daß Du die Spannung am Vorstag gelockert hast.

Gruß

Eckhard Lipinski

Re: Mastbiegung

Verfasst: Fr 30. Apr 2010, 08:14
von Navigator
... hat geschrieben:Wenn die Wanten in Lee durchhängen, dann ist das ein Zeichen, daß die Wanten zu lose eingestellt sind. Dosiert nachspannen und wieder auf dem Wasser testen. Diesen Vorgang so lange wiederholen, bis die Wanten selbst bei stärkerem Wind in Lee fest bleiben.
Ja, werde ich so machen.
... hat geschrieben:Die meisten Varianta-Segler fahren die Unterwanten etwas lockerer als die Oberwanten.
Gut, probiere ich mal aus.
... hat geschrieben:Warum Deine Wantenspanung nachgelassen hat, ist mir ein Rätzel !
Ja, mir auch. Ich hatte deswegen ja auch schon mal gefragt : http://forum.varianta.org/viewtopic.php?f=19&t=798
... hat geschrieben:Es kann damit zusammehängen, daß Du die Spannung am Vorstag gelockert hast.
Am Vorstag habe ich nichts geändert
... hat geschrieben:Gruß

Eckhard Lipinski
Gruß zurück und vielen Dank für Deine Tipps !

Re: Mastbiegung

Verfasst: So 22. Aug 2010, 16:07
von treibgut
Hi,

je nach dem wie ihr das Fockfall fest habt, kann es sein dass sich bei der Version mit Talje (Flaschenzug unten am Vorstag, bei Rollfock) die Spannung des Vorderlieks nachlässt, da es sich ja nur um Tau handelt.