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Grundierung und Antifouling

Verfasst: Mo 8. Mai 2017, 13:19
von Gunni
Hi zusammen, an alle erfahrenen Bootspfleger.
Bin jetzt mit dem Refit meiner Varianta relativ weit gekommen.
Da ich auf dem Gebiet immer wieder Neuland betrete und im Netz viele, teils unterschiedliche Meinungen gibt hier meine Frage zum Antifouling:
Das Ruderblatt wurde an den Kanten sicherheitshalber neu laminiert. Habe vor jetzt VC Tar2 in mehreren Schichten zu grundieren.
Danach, weil der Vorgänger es auch immer verwendet hat, das Antifouling "Cruiser Uno EU" drüber.

Zum Bootskörper selber:
Hier werden ich das Antifouling mit einem Schaber abkratzen, den Kiel an den rostigen stellen mit Bohrmaschine und Drahtbüste blank schleifen. Kiel dann ebenfalls mit VC Tar2 grundieren? Unterwasserschiff dann auch? Auch an den Stellen wo Gelcoat sichtbar wird?
Und dann zum Schluss einmal Cruiser Uno als Antifouling.

Wenn ich die Grundierung in mehreren Schichten auftrage: Wird wahrscheinlich nicht in einer Halle sein. Gibt es Probleme wenn es zwischendurch regnet oder sich nachts Trau auf dem Bootskörper bildet und die nächste Schicht drauf soll (muss natürlich vorher getrocknet sein).

OK? Oder spricht da was dagegen aus euren Erfahrungen.
Bin diese Saison nur auf Süßwasser unterwegs.

Merci für Infos, Gunni

Re: Grundierung und Antifouling

Verfasst: Mo 8. Mai 2017, 17:30
von kosarsegler
Hallo Gunni,
grundsätzlich scheint mir die Kombination aus Epoxi-Grundierung und Antifouling richtig.
VC Tar2 ist die auf das VC-System abgestimmte Grundierung. Sie wird allso mit VC17M oder, bei anderen Einsatzgebieten, ...Offshore usw. überstrichen. Das läßt sich die Firma International auch bezahlen. Du kannst allso meiner Ansicht nach entweder Geld sparen wenn Du die zu Cruiser Uno empfohlenen Grundierung verwenden oder mehr investieren und auch das VC Antifouling verwendest. Ich habe VC 17 biozidfrei und später, weil das biozidfreie nicht mehr in Deutschland vertrieben wurde, VC 17 M genutzt und war zufrieden. Nun nutze ich gar kein Antifouling mehr und habe nicht merklich mehr Bewuchs. Auch ich bin nur im Süß`, gelegentlich mal im Brackwasser unterwegs. Ich persönlich sehe keinen Grund ohne Not und Vorteil Gifte in die Gewässer einzubringen.
Da ich immer in einer Halle arbeite kenne ich mich mit Tau und Regen nicht so gut aus. Grundsätzlich ist Wasser zwischen den Anstrichschichten immer schlecht. Andererseits läßt es sich bei den üblichen Arbeitsbedingungen sicher nicht verhindern.
Sicher muß die Fläche vor jedem Anstrich absolut trocken sein und, daß der Vollständigkeit halber, auch nach dem Auftrag muß die Luftfeuchtigkeit noch eine Weile nicht zu hoch sein. Die verdunstenden Lösungsmittel kühlen die gestrichenen Flächen unter die Umgebungstemperatur, so daß sich Tau hier schon bildet bevor "das Gras naß wird".
Ich würde an warmen Tagen am späten Vormittag streichen und eher mehrere dünne Schichten an der Unterkante der Überstreichintervalle auftragen. Die Überstreichintervalle sind meines Wissens nur bei der Grundierung und besonders bei der ersten Schicht Antifouling auf die Grundierung wichtig. Diese Angaben findet man alle in den Tech. Merkblättern, die man im Internet suchen muß. (Die Zeiten, in denen die Angaben, die man zur Verarbeitung eines Produkts braucht, auf der Dose zu finden waren, sind vorbei. Jetzt habe ich schon Farbdosen erwischt, auf denen nicht mal das Lösungsmittel angegeben war.)
Beim Kiel muß ich Dir leider sagen daß das eine unendliche Geschichte ist. Gerade der Schwertschlitz ist fast nicht rostfrei zu bekommen. Da kannst Du Stunden hier im Forum die verschiedenen Beiträge lesen.
Grundsätzlich ist entrosten und mit einem Epoxiprodukt streichen ein guter Weg. Auch hier muß es nicht VC Tar sein, wenn Du nicht VC draufstreichen willst. Eine Opferanode je Seite scheint laut einiger Beiträge hier auch einen Minderung des Rostes zu bewirken.
Auch wenn es bei einer angerosteten Fläche weniger schnell relevant wird: man erzeugt mit einer Dratbürste eine eher polierte, geschlossenen Fläche. Beim neuen Schwert eines anderen Bootes habe ich die Walzschicht (ich glaube man nennt es Walzzunder) mit einer Dratbürste auf der Flex entfernt und konnte hinterher die Grundierung wie eine Haut von der Milch wieder abziehen. Der Kundendienst von International vermutete neben zu kurzen Überstreichintervallen auch eine zu glatte, geschlossenen Fläche. Ein Sandstrahlen hat damals einen bombastisch tragfähigen Untergrund geschaffen.
Allso versuche einen Kompromiss zwischen entrostet und nicht "poliert".

Soweit meine Gedanken.
Denk mal darüber nach,ob Du überhaupt Antifouling brauchst. Blos weil es immer so gemacht wurde muß es nicht sinnvoll sein.
Gruß Walter

Re: Grundierung und Antifouling

Verfasst: Mo 8. Mai 2017, 20:31
von Grisu
Hallo Gunni,
hast Du das hier schon gelesen?:
https://www.varianta.org/forum/viewtopic.php?f=8&t=2685
Wenn Du nicht so ein Glück wie Walter hast und über eine Halle verfügst, sind Arbeiten am Boot, wann immer Chemie zum Einsatz kommt, strickt nach dem Wetterbericht zu planen. Wenn es über 20° angesagt sind, freu ich mich nicht über Eiscafé oder Radtour, sondern über laminieren, abdichten, usw.. :D
Wenn Du einmal 1kg Epoxydharz abgekratzt hast, das wegen 2 Grad zu wenig nicht reagiert hat, dann weißt Du wovon ich rede.
In obigem Link sind schon die meisten meiner Tipps zu lesen, ich will mich nicht wiederholen. Mit der Bohrmaschine habe ich es auch mal versucht - 5 Minuten. Heute bin ich bei der Schruppscheibe, das ist ein dicke Trennscheibe.
Schutzausrüstung!!!

Was meinst Du mit "Auch an den Stellen wo Gelcoat sichtbar wird?" ? Nur da!
Nicht auf 1-Komponentenanstriche, und nicht auf blankes GfK, nicht dass du das mit Gelcoat verwechselst. GfK muss erst mit Topcoat versiegelt werden.

Gruß
Gert

Re: Grundierung und Antifouling

Verfasst: Di 9. Mai 2017, 09:31
von Gunni
Hallo Walter und Gert,
Danke für die Tipps. Ja es gibt in der Tat viele Weg die nach Rom führen.
Werde natürlich den Wetterbericht beobachten und mir einen passenden Zeitraum aussuchen. Vielleicht wird das ja was demnächst mit wärmerem Wetter.
Am Kiel sind nur an einigen wenigen Stellen Rostansätze. Denke das ich nur die erst einmal großzügig ausbessere. Schwertkasten sieht innen nicht so schlecht aus. Ist auch ein Edelstahlschwert eingesetzt.
Eine Opferanode kann ja nicht schaden. Einige nehmen Zink, habe aber auch von Magnesium gelsen.
Was wäre die sinnvollere Wahl?
Werde mich dann für die nächste Wintersaison nach einer Halle umschauen in der ich dann wetterunabhängig gründliche Arbeiten durchführen kann.
Jetzt muss das erst einmal vor der Garage klappen. Gründliche Vorplanung damit das dann in einem Rutsch (oder seitenweise) fluppt.

Bis die Tage, Gunni

Re: Grundierung und Antifouling

Verfasst: Di 9. Mai 2017, 10:24
von Gunni
Hallo Gert und Walter,
habe gerade noch mal mit den technischen Service von International telefoniert.

Also die sagen:
Ruderblatt/Rumpf mit Gelschield als Grundierung wenn man Cruiser uno als Antifouling verwenden will.
Wenn man VC Tar2 als Grundierung nimmt sollte man auch VC-Antifouling nehmen.

Beim Kiel mit Interprotect grundieren und dann Antifouling drauf.

Ist halt 'ne Wissenschaft (vielleicht auch Glaubensfrage?) für sich.

Grüße, Gunni

Re: Grundierung und Antifouling

Verfasst: Di 9. Mai 2017, 11:34
von Grisu
... hat geschrieben:Ja es gibt in der Tat viele Weg die nach Rom führen.
(...)
Ist halt 'ne Wissenschaft (vielleicht auch Glaubensfrage?) für sich.
Hallo Gunni,

hm, Glaubensfrage, Wege nach Rom - das schreibt man, wenn es Diskrepanzen zu oder zwischen anderen Meinungen gibt. Gibt es da welche?

Gelshield 200 habe ich übrigens selber drauf. 2,5L je grün und grau. Grau-Grün-Grau-Grün-Grau-AF rollen. Mit Grau sparsam umgehen, es reicht, aber knapp. Grün bleibt übrig - für spätere Ausbesserungen aufheben (ist noch nach Jahren brauchbar). Habe ich damals in 3 Tagen gemacht, wegen der Überstreichintervalle. AF hält trotzdem nicht gut, muss eh jedes Jahr neu.

Magnesium=Süßwasser, Zink=Salzwasser.

Gruß
Gert

Re: Grundierung und Antifouling

Verfasst: Di 9. Mai 2017, 11:52
von Gunni
Hi Gert,
... Wege nach Rom ...
Der eine nimmt VC der andere, wie mein Vorbesitzer Cruiser uno (hatte aber wohl VC Tar als Grundierung).

Merci für die Info zur Zeitplanung und der Anode.
Topp, dann habe ich auch eine Vorgabe für die Menge (je 2,5 L) :)
Dann muss ich die 3 Tage mal an den Wettergott weitergeben.
Momentan noch keine 20 Grad in Sicht. In der Zwischenzeit kann ich dann die Elektrik checken und das Kabel für das Ankerlicht durch den Mast erneuern.

Grüße, Gunni

Re: Grundierung und Antifouling

Verfasst: Di 9. Mai 2017, 17:02
von Grisu
... Gelshield braucht keine 20°; es muss aber alles AF runter bis aufs Gelcoat, und wo dieses weggeschliffen ist (gelbliche Fasern vom Laminat zu sehen), muss vor dem Gelshield Topcoat aufgetragen werden (das geht dann tatsächlich nur bei >=20°). Muss nicht die Rumpffarbe sein, kommt eh das GS drüber.
Ist alles ziemlich giftig! Ich habe mir jetzt eine P3-Vollmaske gekauft, hätte ich schon viel früher tun sollen.

Re: Grundierung und Antifouling

Verfasst: Di 9. Mai 2017, 17:29
von Gunni
Besten Dank für den Tipp.
Schau mir das mal an wenn ich eine Stelle abgeschabt habe.

Grüße, Gunni