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Anleitung zum Cockpitrand laminieren

Verfasst: So 8. Jan 2012, 23:15
von Jodokus
Der Rand muss weg

Irgendwann in einem Anflug von Putzwahn habe ich das Keder auf dem Rand des Cockpits reinigen wollen, was damit endete, dass es unter meinen Händen zerbröselte. Was ich dann sehen konnte, war mehr als bitter: Cockpit und Deck waren nur noch auf insgesamt einem knappen halben Meter miteinander verbunden. So habe ich das Boot auf den Hänger gestellt und eingewintert.

Ich habe mich lange vor dieser Angelegenheit gedrückt, denn entweder ließe ich sie von einem Profi erledigen- mit Garantie und immensen Kosten- oder ich müsste selbst Hand anlegen- ein Abenteuer mit womöglich noch höheren Folgekosten. Nachdem ich den Preis eines Bootsbauers erfragt hatte, entschied ich mich für die 2te Lösung. Sollte es schief gehen, wäre dies das Ende von „Schnelch“, denn zu allem Überfluss kam auch noch ein weicher Spiegel dazu (darüber gibt´s eine eigene Bauanleitung) und die Lackierung hatte sich auch bereits an vielen Stellen von der Außenhaut verabschiedet. Der Winter stand vor der Tür und ich quälte mich durch das Internet nach Ideen, Anregungen und vielleicht sogar Anleitungen. Das gefiel mir alles nicht besonders, denn da wurde recht viel Aufwand getrieben.

Die Arbeit am Spiegel war erledigt und hatte wider Erwarten auch noch Spaß gemacht also dachte ich: Den Rand kann ich auch wieder herrichten. Die Ratschläge, die ich bekam, gefielen mir allerdings gar nicht, denn da war ein Aufwand getrieben worden, der mir viel zu hoch erschien. So hatte jemand von innen auf einem Meter Breite Cockpit und Deck miteinander verklebt- Über Kopf in den Hundekojen. Ein anderer hatte es dann zwar von außen gemacht aber immer noch gute 60cm breit.
Meine Lösung sollte heißen: maximal10 cm Breite innen und außen.
Ich hatte mit nämlich folgendes überlegt:

Wenn 2 Sperrholzplatten miteinander verbunden werden sollen, werden die Kanten 1 zu 10 bis 1 zu 12 angeschrägt (geschäftet) aufeinander gelegt und verleimt. Dasselbe gilt auch für Löcher in Bootsrümpfen. Aber auch Kiefernholme in Modellflugzeugen werden 1 zu 10 geschäftet und miteinander verleimt, wenn die Länge nicht reicht. Diese Art der Verbindung ist so steif, dass ein so gebauter Holm neben der Klebestelle bricht, nicht jedoch in der Klebestelle.

Das Laminat im Bereich des Randes ist nur 2 bis 3mm dick, macht also 36 mm Schäftung außen. 36mm messen sich schlecht also werden es 40mm. Innen wird nicht angeschrägt. Dadurch, dass durch den Wegfall der Kante noch gute 1,5 bis 2cm fehlen, komme ich dann auf die erhofften 10cm Breite.

Ans Werk

Die Kante muss weg. Um nicht zuviel auf einmal zu zerstören, habe ich zuerst die rechte Seite des Cockpits restauriert und nachdem es gut geklappt hat die linke Seite.
Die Trennscheibe, die ich für den Spiegel benutzt hatte war noch wie neu und mit ihr wurde dann als erste Untat die Kante abgeschnitten. Dies muss sehr vorsichtig geschehen, denn der olle Dehler hat zumindest meine K4 nicht symmetrisch aufgebaut. Rechts ist das Cockpit höher als links. Wenn man sich also nur am äußeren oder inneren Teil der Kante orientiert, gibt´s ein böses Erwachen. Man kann die Kante auch einfach herunter schleifen, dann ist man immer auf der sicheren Seite und sieht hinterher aus wie ein Schneemann.
Die Kante reicht bis ins Kajütdach. Dort habe ich sie ca. 10mm hoch stehen lassen, zum einen, weil mir sonst die Innenschale des Daches entgegengekommen wäre und zum anderen, weil ich nicht in der Kajüte laminieren wollte.
Ist die Kante futsch, kann es passieren, dass sich die Rückenlehne wölbt. Man bringt sie wieder in Position, indem man einfach eine passend gesägte Dachlatte zwischen die Lehnen klemmt und mit Kreppband fixiert. Die Kräfte, die dabei auftreten sind eher gering. Dann wird gereinigt und abgeklebt. So kann man bereits das Ausmaß der Baustelle sehen und der Rest des Bootes wird nicht unnötig in Mitleidenschaft gezogen. (Ich war klüger als der Rest der Welt und habe zum Laminieren nicht großflächig abgeklebt. Ich habe dann einen ganzen Tag gebraucht, die Triefnasen zu entfernen.) Außerdem hat man so eine Kante, an der man sich entlang arbeiten kann. Es wird nämlich jetzt geschäftet. Dies kann man mit einem Schwingschleifer, einem Exzenterschleifer oder mit einer Fächerschleifscheibe auf der Flex machen. Die Körnung des Schleifers soll in jedem Fall so grob als möglich sein, denn je ausgeprägter die Schleifspuren sind, desto besser hält das Harz. Mit der Flex muss man äußerst vorsichtig zu Werke gehen, denn sie nimmt sehr, sehr schnell viel Material ab.
Die Kante im Kajütbereich wird nicht geschäftet sondern nur verrundet, damit man später das Glasgewebe herumlegen kann ohne dass es sich wieder ablöst.

Ist alles zur Zufriedenheit eingeebnet, wird laminiert.
Zwischen Cockpit und Deck ist an manchen Stellen ein bis zu 1,5cm breiter Spalt entstanden. Man hat nun 2 Möglichkeiten mit ihm umzugehen: Zum Einen kann man ihn von unten mit Klebeband schließen, zum Anderen kann man ihn einfach ignorieren. Ich habe ihn ignoriert und es hat funktioniert. Man sollte nur in die Hundekojen Folie legen, denn es tropft mit Sicherheit.

Was man braucht:
Ich habe für die rechte Seite ein Stück 280Gr Glasgewebe in Streifen von 100cm Länge und zwischen 40,50, 60,70, 80, 90 und 100mm Breite zugeschnitten. Das ergibt pro Lage eine Schichtdicke von etwa 0,3 mm. Dies macht dann zusammen 2,1 mm. Ich hatte die Streifen für den ganzen Rand zugeschnitten mit Wäscheklammern in der richtigen Reihenfolge zusammengehalten und dann fast die Hälfte entsorgen müssen, weil sich die ganze Sache durch Wind und eigene Unfähigkeit verheddert hat.
An Harz und Härter hatte ich vorsichtshalber 3 Kg vorgesehen. Gebraucht habe ich für beide Seiten weniger als 1,5 Kg inklusive dem, was überschüssig war. Für die 2te Hälfte habe ich dann Glasgewebeband zwischen 40 und 100mm Breite in 20er Schritten gekauft und dann jede Breite doppelt gelegt. So habe ich aus 270er Gewebe 540er gemacht.

Los geht’s:

Die Variante mit den selbst zugeschnittenen Bändern funktioniert zwar auch, macht jedoch keinen Sinn, weil sie nur sehr schwer zu verarbeiten sind. Daher beschreibe ich nur die Arbeit mit den gekauften Bändern.

Zuerst habe ich das Harz/Härtergemisch aufgetragen, ohne Glas einzulegen. Nachdem es angezogen hatte, strich ich den Rand nochmals ein und legte dann die erste Lage Gewebe ein. Das Gewebeband wird auf einer Papprolle geliefert, von der ich jeweils gut zu verarbeitende Stücke abschnitt. Da, wo Radien waren, waren es kürzere Stücke- so an die 30 bis 40 cm- und für die Geraden eben längere Stücke (bis zu einen Meter).
Ich habe sie Stücke jeweils gut 5 cm überlappen lassen und mit den Händen (mit Schnullihandschuhen) und dem Pinsel, jedoch nicht mit einer Andruckrolle glatt gestrichen. So hatte ich mehr Gefühl für die Sache, denn es galt ja, einen Spalt zu überbrücken. So konnte ich nämlich die Bänder in alle Richtungen ziehen. 2 Stellen wollen besonders behandelt werden. Dies ist zum Einen der Übergang vom Cockpit zur Kajüte und zum Anderen die Kajüte selbst.
Im Übergang Cockpit- Kajüte werden die Bänder circa alle 8cm eingeschnitten, weil sie sich sonst nicht faltenfrei auflegen lassen und im Bereich Kajütwand- Dach nimmt man für die schmalen Bänder besser ein leichteres Gewebe, weil sonst die Gefahr besteht, dass sich die Ränder aufstellen.
Als ich gegen 11.00 anfing, lag das Boot im Schatten bei 18°C. Da konnte ich innerhalb der Topfzeit 120 Gr Harzmischung verarbeiten. Über Mittag dann in der prallen Sonne kletterte das Thermometer auf beinah 30°C. da hatte ich dann bereits mit 80Gr Gemisch meine Mühe. Insgesamt hat das Laminieren einer Seite 4 Stunden gedauert. Beim Auflegen der letzten Lage war die Erste schon recht hart und hatte sich bereits ordentlich aufgeheizt. So konnte ich praktisch fühlen, dass die Sache gelingen musste. Die allerletzte Lage war dann das Abreissgewebe. Mit ihrer Hilfe konnte ich überschüssiges Harz herausdrücken und bekam gleichzeitig eine raue Oberfläche zum Weiterverarbeiten ohne Zwischenschliff.
Epoxydharz braucht mindestens eine Woche zum Aushärten. Also kam ich am nächsten Wochenende zurück und prüfte erst einmal mein Werk. Und ich muss sagen, es hat geklappt. Ich wog zu der Zeit bummelige 110 Kilogramm und habe so heftig gewippt, wie ich konnte. Es hat sich nichts bewegt.
Aber sicher ist sicher, 2 Innenlagen sollten schon noch folgen, genau wie das Spachteln und Glätten der neuen Umrandung aber davon schreibe ich später. Es ist ja auch noch etwas Zeit bis zur Laminiersaison.



Re: Cockpitrand laminieren

Verfasst: Mo 9. Jan 2012, 09:48
von Eckhard Lipinski
Hallo Bernd,

vielen Dank für den ausführlichen Bricht.

Ideal wäre es, wenn Du von den einzelnen Arbeitsschritten Fotos gemacht hättest.

In jedem Fall geben mir Deine Ausführungen Denkanstöße. Ich werde im kommenden Früjahr mich auch an den Cockpitrand wagen.

Gruß

Eckhard

Re: Cockpitrand laminieren

Verfasst: Mo 9. Jan 2012, 11:17
von Jodokus
Es gibt schon Bilder. Nur finden muss ich sie...