Sturmfock als galesail

Froskar
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Sturmfock als galesail

Ungelesener Beitrag von Froskar »

Hallo zusammen,
hat jemand Erfahrung mit einer galesail-Sturmfock (Sturmfock, die über das eingerollte Vorsegel mit dem Spifall gesetzt wird)? In einem Video sieht das recht einfach aus, wäre, wenn es funktioniert ja eine feine Sache. Das komplette Wechseln des Vorsegels bei rauhem Wetter mit der alten Rollfockanlage ist ja doch ziemlich heftig. Das Video ist allerdings auch nur bei eher ruhigem Wetter aufgenommen.
Danke für Erfahrungsberichte
Kurt
kosarsegler
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Re: Sturmfock als galesail

Ungelesener Beitrag von kosarsegler »

Hallo Kurt,
da sich keiner mit Erfahrungen meldet komme ich mit Nachfragen.
Ich habe bis letztes Jahr eine Rollanlage gefahren. Um ein kleineres Segel zu fahren habe ich meist das große geborgen. Da das kleinere nicht für die Rollanlage vorgesehen war habe ich es fliegend gefahren. Gelegentlich habe ich das gerollte Segel stehen gelassen und das zweite einfach zusätzlich gesetzt. Ich hatte aber immer den Eindruck, daß das gerollte Segel Wind gefangen hat und so zur Verschlechterung der Segeleigenschaften geführt hat. Den Nachteil müsste man mit einem Galesail doch auch haben. Wenn man das in Kauf nimmt müsste das Setzen doch mit einer fliegenden Sturmfock noch schneller und damit leichter gehen.
Was ist der Vorteil des "Segel über Segel Systems"?
Bei großen Yachten sehe ich den Vorteil der Führung am Vorstag; aber bei unserem kleinen Boot und der entsprechend handlich kleinen Sturmfock?
Nun segle ich binnen und nehme bei extrem viel Wind je nach Kurs entweder nur Groß im 2.Reff oder nur Fock. Bei weniger Segelfläche kann ich mir auch nicht vorstellen noch ausreichend Höhe zu fahren. Ablaufen vor dem Wind geht naturgemäß auf Seen nur beschränkt.
Geht man mit dem Sturmsegel dann vor den Wind oder gelingt es die Höhe zu halten? Daß hat zwar nichts mehr mit der Art des Sturmsegels zu tun aber vielleicht hast Du ja schon Erfahrungen mit dem Sturmsegel auf der Varianta gesammelt.
Gruß Walter
Froskar
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Re: Sturmfock als galesail

Ungelesener Beitrag von Froskar »

Grüß dich Walter,
also, ich bin mehr oder weniger Anfänger und verwirkliche mir im Alter noch einen Jugendtraum mit der Varianta. Ist in ihrer Gutmütigkeit das ideale Boot für mich. Zur Zeit segle ich auf dem Stettiner Haff und habe festgestellt, dass es manchmal ruppiger werden kann, als vorhergesagt. Wenn ich dann die Genua oben habe, wird es schwierig, da ich meistens allein segele. Das Boot läuft natürlich viel besser, wenn noch ein Vorsegel steht, eben kleiner oder Sturmfock. Nun habe ich keine Ahnung, was es bedeutet, eine kleinere "Fock oder Sturmfock fliegend zu fahren" bei eingerollter Genua. Heißt das, mit dem Spifall hoch, ohne das Vorliek am Vorstag einzupicken? Geht das, kann man das stramm genug durchsetzen, steht das Segel stramm genug, gerade bei frischem Wind? Wenn das funktionieren würde, wäre es natürlich die einfachste Lösung.
Unlängst las ich, dass es auch Vorsegel gibt, die man horizontal reffen kann wie das Groß. Weißt du etwas darüber? Vielleicht kann man auch eine Genua oder Fock mit einer entsprechenden Reffreihe versehen (Reffösen vorn und hinten und Reffbändseln)?
Danke auf alle Fälle schon mal für deine Antwort.
LG Kurt
kosarsegler
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Re: Sturmfock als galesail

Ungelesener Beitrag von kosarsegler »

Hallo Kurt,
nachdem ich das letzte Mal wegen Zeitüberschreitung alles Geschriebene verloren habe fasse ich mich nun kürzer.
Mal hinten angefangen:
Reffbares Vorsegel: Habe ich auch von gehört; Zwei Kauschen und eine Reihe Reffbändsel. Vorne wird am Vorstagbeschlag befestigt, hinten die Schoten angeschlagen; das "überschüssige" Tuch sorgsam und kompakt weggebändselt. Vorteile: Nur ein Segel; nur etwas fieren und nicht komplett tauschen; Gerade beim Ausreffen sehr viel schneller.
Nachteile: Eine "Wurst" von überschüssigem Tuch am Unterliek, dadurch auch Verhaken und Scheuern möglich; beim Reffen auch nicht sehr schnell und eine fummelige Arbeit ,gerade bei rauer See. Meines Erachtens eher was für Großschiffe mit entsprechend Platz und großen Segeln, die entsprechend unhandlich sind.
Segel "fliegend" setzen: Das Segel ist wie Du richtig vermutest, nur an den drei Eckenfest; nicht am Vorstag. Auf Jollen oft gefahren; meist Drahtseil (müsste auch mit Dynema gehen) im Vorliek eingenäht. Segel so stramm durchgesetzt, daß oft das Vorstag entlastet ist.
Fall stramm setzen: Ist, wie so oft, eine Frage der Mittel: von Hand spannen; mit Winch (wenn vorhanden); Talje: hier gibt es viele Varianten: Eine Talje, unten am Mastfuß fest, oben ein Haken dran; Segel von Hand hochziehen, den Haken in eine Schlaufe, die an entsprechender Stelle ins Fall geknotet ist, haken und die entsprechende Spannung erzielen.
Man kann die Talje auch zwischen Segelhals und Beschlag angebracht werden. Dann zieht man das Segel hoch und belegt das Fall und zieht dann den Hals wieder mit der Talje runter. Es gibt auch eine Haken aus gleitfähigem Kunststoff, der anstelle der Schlaufe in das Fall gespleißt wird. Dann führt das Fall unten durch eine Umlenkrolle. Man setzt das Segel, hakt dann das lose Ende der Fall von der Rolle kommend an dem Haken ein und zieht dann nach unten. So hat man eine 3:1 Untersetzung mit wenig Aufwand und wenig "rumliegenden" Tau.
Daneben gibt es noch diverse Varianten, die aufzuzählen hier den Rahmen sprengt.
Ich würde Dir empfehlen, ein bisschen zu überlegen, was Du willst und brauchst.
- Brauchst Du wirklich ein (winziges) Sturmsegel oder nur ein kleineres Segel unterhalb der Genua?
- Hast Du eine Rollanlage (ganz gesetzt oder ganz aufgerollt)? oder Eine Roll-Reff-Anlage (Aluprofiel am Vorstag; bis ca. 1/3 verkleinern des Segels durch teilweises Aufrollen)?
- Was kannst / willst Du taktisch lösen, z.B.: Im Zweifel mit kleinem Segel starten, ggf. ist es immer leichter das größere hoch als runter zu kriegen.
- Man kann auch das kleine Segel zum parallelen Setzen vorbereiten: 2. Fall über irrgendeine Rolle, zwei zusätzliche Fockschotholpunkte (Rollen) auf die Schienen. Dann kann man das kleinere Segel komplett im Cockpit anschlagen und als Päckchen mit aufs Vordeck nehmen, unten am Vorderen Beschlag anschlagen und aus dem Cockpit heraus setzen.
Es gibt eine Menge Wege und Ideen, die Du alle mal erwägen kannst. Das weiß ich aber nicht in kurze Worten hier umfassend zu erklären.
Als erstes mußt Du irgendwie, vielleicht mit Hilfe des "örtlichen Segelvereins", Deinen Bedarf und Diene Wünsche festlegen.
Ich hoffe, mehr Klarheit als Verwirrung geschaffen zu haben,
Gruß Walter
Froskar
Beiträge: 4
Registriert: So 10. Mai 2015, 10:22

Re: Sturmfock als galesail

Ungelesener Beitrag von Froskar »

Hallo Walter,
vielen herzlichen Dank für deine ausführlichen Informationen und Tipps. Das ist alles sehr hilfreich für mich, und ich werde jetzt erstmal ein wenig entlang deiner Ratschläge experimentieren und Erfahrungen sammeln. Zuerst probiere ich mal mit Spifall und Talje eine normale Fock "fliegend zu fahren" bei eingerollter Genua, so wie du es beschreibst. Das ist sozusagen Stufe 1, wenn der Wind unerwartet auffrischt und ich allein bin. Auf Tempo kommt es mir nicht an, nur auf Sicherheit. Stufe 2 wäre dann dasselbe nur mit kleinerer Sturmfock. Ich bin gespannt auf meine Erfahrungen damit.
Danke nochmal und immer eine Handbreit usw.
Kurt
kosarsegler
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Re: Sturmfock als galesail

Ungelesener Beitrag von kosarsegler »

Hallo Kurt,
ich habe inzwischen den erwähnten Haken gefunden.
es was Bronze und nicht Kunststoff:
http://www.toplicht.de/de/shop/takelage ... ken-bronze
Streckerhaken.jpg
Streckerhaken.jpg (52.82 KiB) 5030 mal betrachtet
Ist warscheinlich nicht Deine erste Wahl, da man das Fall tennen und den Haken einspleißen muß.
Gruß Walter
Froskar
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Re: Sturmfock als galesail

Ungelesener Beitrag von Froskar »

Danke Walter. Ich habe inzwischen festgestellt, dass ich das Spifall bei der kleinen Varianta genügend stramm per Hand durchsetzen kann, habe auch schon eine Sturmfock - wie du es beschrieben hast - fliegend gefahren. Geht tadellos. Ich habe auch schon mit Bändseln in Schlauchstücken eine Befestigung am Vorstag über der eingerollten Fock ausprobiert, ist etwas umständlicher, aber die Sturmfock steht dann besser. Auf jeden Fall hat sich durch deine hilfreichen Ratschläge der Kauf eines relativ teuren Galesails erübrigt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das leichter zu setzen ist.
Danke nochmals.
Kurtl
Stanislaus
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Re: Sturmfock als galesail

Ungelesener Beitrag von Stanislaus »

Hallo!

ich habe eine 2,3m2 Sturmfock, die ich über die eingerollte Genua/Normalfock drüber setzen kann.
An das Segel wurde einfach ein Segeltuchstreifen von ca. 25cm Breite angenäht mit Ösen und den Stagreitern daran, diese Lasche kommt um das aufgerollte Vorsegel herum und die Stagreiter werden in die Originalösen des Vorsegels eingehängt.

Das Rumfädeln und Einhängen der Stagreiter ist bei viel Welle ein wenig langwierig, aber im Vergleich zum Segelwechseln ein Vergnügen.

Der Vorteil ist, dass dieses Sturmsegel super steht und zieht und das Boot auch bei sehr viel Wind tadellos Höhe läuft und gut am Ruder liegt. Kein Vergleich zu einem ganz stark eingerollten Rollreff oder einem fliegend gefahrenen Segel.

Das Segel hat begraucht 50.- gekostet und der Umbau 100.-

Ich fahr dieses Segel ab 6 Bft und bin damit sehr zufrieden!

lg, Christoph
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