Hilfe, unsere Varianta kommt nicht vom Fleck

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Suse

Hilfe, unsere Varianta kommt nicht vom Fleck

Ungelesener Beitrag von Suse »

Wir (2 Frauen) haben uns vor 3 Jahren eine Varianta 65, BJ 1973, zugelegt, im Vertrauen auf die viel gelobten guten Segeleigenschaften.
Aus dem Freizeitspaß wurde dann schnell der Ehrgeiz des Regatta-Segelns.
Seit 2 Jahren segeln wir jede Vereinsregatta mit und bewahren alle anderen Teilnehmer davor, den letzten Platz zu belegen.
Irgendwann kommt der Punkt, wo du dir nicht mehr sagst: "Teilnehmen
ist Alles", sondern du möchtest auch mal wenigstens im hinteren Mittelfeld mitmischen.
Wir sind sicherlich keine Superkönner, aber mit anderen Booten hat´s
ja auch schon mit den vorderen Plätzen geklappt.

Vor Jahren war unsere Varianta auf dem Tegeler See beheimatet und
soll dort auch an Regatten teilgenommen haben.

Jetzt ist sie immer noch in sehr gutem Zustand (Segel, bis auf die Fock, auch).
Allerdings haben wir dank des Vorbesitzers ein 80 Kg Bleigewicht am
Kiel zu kleben.

Wir hoffen auf gute Ratschläge von erfahrenen Varianta-Seglern.
Vielleicht findet sich jemand, der sich unser Schätzchen mal anschaut.

Da wir unser Boot trotz allem sehr mögen, wollen wir unsere Probleme lösen und nicht einfach aufgeben und ein anderes Boot kaufen, wobei der Gedanke natürlich auch immer öfter aufkommt.

Bitte helft!!!!!













Eckhard Lipinski
Beiträge: 76
Registriert: Di 8. Jun 2004, 09:59

schneller segeln

Ungelesener Beitrag von Eckhard Lipinski »

80 kg zusätzliches Bleigewicht entsprechen vom Gewicht her einem dritten Mann an Bord. Setze in jedes Boot, dass an der Regatta teilnimmt, einen weitere Person von ca 80 kg, dann wird das Ergebnis für Euch anders aussehen.

Euer Boot ist zu schwer. Auch wenn der zusätzliche Balast an einem günstigen Punkt angebracht ist, bis ca 4 Beaufort seid Ihr immer benachteiligt.

Der Ballast muß weg !!!!

Weiterhin würde ich von einem erfolgreichen Regattasegler ( schau in die Ergebnisliste der Regatten in Berlin, Dein Rigg begutachten lassen.

Steht der Mast gerade im Boot ? ( dieser darf sich nicht zu einer Seite neigen ).

Überprüft dieses, indem Ihr mit dem das Großfall ein Bandmaß bis zum Anschlag hochzieht und dann den Abstand zu den Püttings misst. Beide Abstände müssen gleich sen.



Mastfall:

wird eingestellt mit den Vor-und Achterstagsspannern .Die Varianta neigt zur Luvgierigkeit. Deshalb von der Grundstellung her, den Mast senkrecht einstellen..

Bei zunehmenden Wind wird der Mast weiter nach achtern geneigt.

Mastbiegung:

die Mastbiegung sollte dem Schnitt des Großsegels entsprechen ( Biegekurve beim Segelhersteller anfragen).

Mastbiegung auf Höhe der Saling messen.

Die Mastbiegung wird durch die Pfeilung der Salinge und durch den Druck der Oberwanten auf die Salinge bestimmt. Durch eine Verringerung des Salingwinkels wird die Mastbiegung verstärkt. Mitunter reicht ein stärkeres Anziehen der Oberwanten, um mehr Mastbiegung zu erreichen aus.

Spannung der Oberwanten:

überprüft die Spannung, wenn Ihr auf der Kreuz segelt ,darf die Oberwant auf der Leeseite nicht durchhängen ( auch bei stärkerem Wind ab 3 – 4 Beaufort nicht ). Wenn das der Fall ist, dann nachspannen. Danach die andere Seite überprüfen.

Spannung der Unterwanten:

Grundeinstellung: die Unterwanten sind richtig eingestellt, wenn man in die Mastnut schaut, und diese keine seitliche Biegung aufweist . Auf der Kreuz nachkontrollieren.

Vorstagsspannung :

wird durch das Achrterstag geregelt.

Wenig Wind: lose ( Vorliek der genua kann etwas durchhängen ).

Viel Wind: Achterstag dicht .



Vorschot-Holepunkte:

Wenig Wind: Holepunkt nach vorn setzen.

Viel Wind: Holepunkt nach hinten setzen.

Genuaschot:

Am Wind: ( auf der Kreuz) sollte das Achterliek der Genua bei leichtem Wind ca. 5 cm von der Saling entfern sein . Bei starkem Wind wird die Schot gefiert, um Druck aus dem Segel zu lassen.

Sonstiges:

Weiterhin Trimmstreifen an der Genua und an dem Großsegel anbringen und nach diesen segeln.

Anleitungen über das Segeln nach Trimmstreifen findet Ihr unter

www.fritz-segel.de/
dort unter Trimmanleitungen

Es sind sehr viele Punkte, die Ihr beachten müßt. Aber nicht versagen. Wenn Ihr nach und nach diese Punkte beachtet, werdet Ihr bei Regatten Euch immer weiter bei der Plazierung nach vorne arbeiten und Spaß am Regattasegeln haben.

Es wäre nett, wenn Ihr über Eure Fortschritte in Diesem Forum berichten würdet.

Gruß
Eckhard Lipinski
Suse

Re: Schneller Segeln

Ungelesener Beitrag von Suse »

Hallo Eckhard,

vielen vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.
Ich glaube, an jedem Deiner aufgezeigten Punkte ist was Wahres dran.

Drucke mir jetzt Deine Anleitung aus und am nächsten freien Tag wird statt zu segeln (und zu schimpfen) erstmal gründlich Inspektion gemacht.

Ob wir mit allem so klar kommen, wage ich ja zu bezweifeln, aber Du
machst uns viel Mut.

Die Varianta ist nun mal keine Jolle, bei der es nicht viel zu beachten gibt, sondern ein "richtiges Schiff" und das haben wir wohl übersehen.

Wir packen´s jetzt an!!

Wir werden demnächst berichten.

Viele Grüße
Suse
Eckhard Lipinski
Beiträge: 76
Registriert: Di 8. Jun 2004, 09:59

schneller segeln

Ungelesener Beitrag von Eckhard Lipinski »

Hallo Suse,

wir haben Euren Beitrag intern noch einmal diskutiert und sind noch auf folgende Punkte gekommen, die man berücksichtigen sollte, um schneller zu werden.

1. habt Ihr Euer Boot entrümpelt, d.h. alles rausgenommen, was lt. Klassenvorschrift nicht zur vorgeschrieben Ausstattung gehört.

Jedes Kilo, das nicht zur vorgeschriebenen Ausstattung gehört, sollte entfernt werden.

Dazu gehört auch, dass sich am Heck kein Außenbordmotor befinden sollte.

2. Du erwähntest, dass Deine Segel in einem guten Zustand sein sollen .

Wie alt sind diese Segel ? Lässt sich überhaupt das Herstellungsjahr der Segel ermitteln.
Sind es Segel, die noch zur Erstausstattung des Bootes gehören ?

Es ist natürlich eine finanzielle Angelegenheit, aber Segel, die älter als fünf Jahre alt sind , sind kaum geeignet, um bei einer Regatta vorne mitzumischen.

Es gibt Regattasegler, die spätestens nach 2 Jahren Ihre Segel austauschen.

3. das entfernen des Ballasts am Kiel sollte nur durchgeführt werden, wenn noch ein Schwert vorhanden ist.

Noch eine Bemerkung zu meiner Feststellung, die die Führung der Genuaschot betrifft:

„ bei starkem Wind wird die Schot gefiert, um Druck aus dem Segel zu lassen“.

Zu einer extremen Schräglage des Bootes sollte es gar nicht erst kommen, da dadurch die Geschwindigkeit völlig verloren geht. Vorher die Großschot etwas fieren. In der Regel reicht das aus, damit sich das Boot wieder aufrecht stellt. Die Genuaschot soll so lange wie möglich dicht bleiben.


Gruß
Eckhard Lipinski

suse

schneller segeln

Ungelesener Beitrag von suse »

hallo eckhard,
unsere vorsegel sind sicherlich schon etwas älter, aber das groß würd ca. fünf jahre alt sein. genau wissen wir das nicht, da wir das boot so gekauft haben und es darüber keine unterlagen gibt. zusätzlich ist das groß durchgelattet und achterlich etwas bauchig geschnitten. soll wohl gut sein, wurde uns gesagt.
du redest auch immer von der genua...sollte man diese immer zu regatten nehmen? das letzte mal hatte ich sie bei starkem wind drauf und da wurde mir gesagt, das ich so nie höhe gewinnen kann, jedenfalls nicht bei starkem wind. daher sind wir nun meißt mit der fock unterwegs. was uns schon gewundert hat, da die anderen boote meißt immer mit der genua fahren.
überhaupt finde ich das wir ziemlich schlecht höhe fahren können, das kann doch nichts mit unserem gewicht zu tun haben, oder?

ein schwert haben wir noch, was wir auch immer fleißig hoch und runter lassen. "am wind" runter und sonst holen wir es rauf! ist das richtig?

der motor hängt hinter natürlich auch noch dran. ist aber schlecht zu entfernen, da er gaszüge zum schalthebel und stromleitungen ins boot laufen. da geht es doch um die lage des bootes im wasser, oder? das es gerade liegt. meine idee war den motor vorne mit gewichten noch auszugleichen. macht uns zwar noch schwerer, aber wir liegen gerader im wasser. wär das sinnvoll?
den motor ständig ab und ran zu bauen ist für uns nicht möglich, schon alleine durch das gewicht.

unsere innenausstattung ist fast normal... ich meine fürs kaffee kochen und was futtern haben wir schon was dabei... und zum schlafen... ;o). wir wollen ja nicht erster werden, aber ne halbe std nach dem letzten ist uns auch zu lang :o).
wir sind die nächsten tage wieder am boot und da werden wir alles optimieren was in unserer macht liegt.
lieben dank...wir werden berichten :o)
suse
Eckhard Lipinski
Beiträge: 76
Registriert: Di 8. Jun 2004, 09:59

Kein Wunder, dass Ihr so langsam seit

Ungelesener Beitrag von Eckhard Lipinski »

Mit einer Fock bei einer Regatta vorne mitzumischen ist kaum möglich.

Ihr müsst lernen, mit einer Genua mindestens bis zu einem Wind von 4 Beaufort an der Windkante zu segeln. Wenn ihr das beherrscht, werdet Ihr auch mit einer Genua Höhe fahren. Wie das funktioniert, muss Euch in der Praxis gezeigt werden.

Mein Tipp, gebt eine Anzeige auf.

Zwei Seglerinnen (Anfängerin auf einer Varianta ) suchen erfahrene Regattasegler/innen ( wenn möglich auch Varianta-Segler),
die Ihnen helfen, in den Regattasport einzusteigen.

Oder gebt bei einem Beitrag im Forum Eure Email-Adresse an.

Ihr werdet mit Hilfsangeboten überschüttet werden.

Varianta –Segler meldet Euch, gebt dem Nachwuchs eine Chance !

Wenn Ihr mit dem Boot an Regatten teilnehmen wollt und nicht immer das Schlusslicht sein möchtet, dann muss es radikal geändert werden:

Ballast weg, Motor abbauen,

oder das Boot verkaufen und ein neues kaufen ( mit Motor ), das sowohl für das Fahrtensegeln als auch für das Regattasegeln geeignet ist. Euer jetziges ist dafür kaum geeignet.

Ich hoffe, dass ihr mir jetzt nicht böse seit !!



Imer eine Handbreit Wasser unter dem Schwert / Kiel

wünscht Euch

Eckhard Lipinski



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